Titel: Mit dementen Menschen richtig umgehen - Validation für Angehörige (Reinhardts gerontologische Reihe
Bd. 38)
Verfasser: de Klerk-Rubin, Vicki
Verlag, Ort: Ernst Reinhardt Verlag München
2006
ISBN: 3-497-01835-X
Rezension von: Christiane Pohl, Berlin
„Wie lernt man die wunderliche
Welt demenzkranker Menschen besser verstehen? … Die Methode der Validation
zeigt, wie man auf verwirrte alte Menschen verständnisvoll eingeht.“ Dies sagt
die Autorin des Buches, Tochter der Begründerin der Validation Naomi Feil, im
Klappentext.
Validation beschreibt sie als
zweierlei: zum einen als eine Möglichkeit, mit demenzkranken Menschen mit und
ohne Worte Kontakt aufzunehmen und zu halten, zum anderen als eine innere
Haltung der Wertschätzung, mit der man selbst dem alten verwirrten Menschen in
und mit seiner Verwirrtheit begegnet.
Im ersten Teil ihres Buches
beschreibt de Klerk-Rubin, was mit verwirrten hochbetagten Menschen geschieht; im
zweiten, „Wie Sie mit Ihrem desorientierten Familienmitglied kommunizieren
können“ (Wie hier schon in der Überschrift spricht sie im gesamten Buch die
Leser direkt an!); im dritten Teil zeigt sie, wie Validation im Familienalltag
wirkt. Hier stellt sie typische Konfliktsituationen zwischen altersverwirrtem
Familienmitglied einerseits und pflegendem Angehörigen andererseits dar und
zeigt, wie diese Situationen in ein erfreuliches Miteinander überführt werden
können. Ein Anhang bietet zusammenfassende Informationen und Kontaktadressen.
Das besondere an diesem Buch
sind die Offenheit und die Ehrlichkeit der Autorin: Sie leugnet nicht die
Schwere der Krankheit, benennt die immense psychische Belastung für pflegende
Angehörige und bagatellisiert nicht die mit der Krankheit verbundene
Persönlichkeitsveränderung bei den altersverwirrten Menschen: Bewegend die
Schilderung über eine pflegende Ehefrau, die von ihrem Ehemann nicht als seine
Ehefrau erkannt, aus der gemeinsamen Wohnung geschubst und ausgesperrt wird.
„Es ist nicht Ziel der
Validation, den Zustand sehr alter desorientierter Menschen zu verbessern“,
schreibt de Klerk-Rubin schon in der Einleitung S. 9, „vielmehr geht es darum, dass wir, die Pflegenden, uns verändern und uns in die persönliche
Realität unseres Gegenübers einfühlen.“ Später schreibt sie, mit Blick auf die
Gefühle wie Sorge, Trauer, Wut, Verzweiflung bei den Angehörigen: „Seien Sie
ehrlich mit sich, seine Sie nett zu sich.“ (S.22), oder: „Akzeptanz [der
Demenzerkrankung bei einem Angehörigen, CP] fällt schwer, weil es bedeutet,
sich ein Stück weit von dem Menschen, den Sie lieben, zu verabschieden.“ (S.
23f) Einen extra Abschnitt hat sie überschrieben: „Es geht auch um Sie:
Erkennen Sie Ihre Grenzen an uns suchen Sie Hilfe“ (S. 66ff).
Mit ihren Ausführungen, ihrer
Offenheit und Ehrlichkeit nimmt Vicki de Klerk-Rubin der Demenz und der Pflege
von Demenzkranken den Katastrophen-Charakter und öffnet Perspektiven zu einem
weiter bestehenden, wenn auch neuen Miteinander innerhalb der Familie.
Auch wenn die Autorin bei der
Validation von einem humanistischen Arbeiten spricht, ist doch sehr viel Raum
für christliche Glaubens- und Lebenspraxis: Schuld und Vergebung bekommt ein
besonderes Gewicht zu, denn viele Demenzkranke wollen mit ihrem Leben mit Gott
und Menschen emotional aufräumen, damit sie in Frieden gehen können.
Dieses Buch empfiehlt sich nicht nur Familien, die
einen demenzkranken Angehörigen pflegen, sondern allen, in deren Nachbarschaft
oder Gemeinde demente Menschen leben. Die Lektüre dieses Buches ist ein
Lebensgewinn.
|