Titel: Validation - Ein Weg zum Verständnis verwirrter alter Menschen (Reinhardts Gerontologische Reihe; 16)

Verfasser: Feil, Naomi / de Klerk-Rubin, Vicki

Auflage, Jahr: 8., überarb. und erw. Auflage 2005

ISBN: 978-3-497-01794-2

Rezension von: Christiane Pohl, Berlin

Manche Menschen verlieren im (hohen) Alter in unterschiedlichem Ausmaß die Orientierung in ihrem Leben und in ihrem Alltag. Sie haben sich aus dem allgemeinen Leben zurückgezogen und leben in ihrer eigenen inneren Welt, in der sie sich auskennen, in der sie sich sicher fühlen, sie leben in ihrer Vergangenheit. Diese innere Welt bleibt die für Außenstehenden meist verschlossen. Um diese alten verwirrten Menschen nicht in Isolation und Einsamkeit zu entlassen und dort zu belassen, sondern sie so, wie sie sind, im gemeinsamen sozialen Leben zu halten, braucht es ein besonderes Verstehen, eine besondere Form der Kontaktaufnahme und Beziehungspflege zu ihnen.

Validation, Wertschätzung ist das Kommunikationsverfahren, das Naomi Feil entwickelt und in der professionellen Betreuung altersverwirrter Menschen etabliert hat. Validation ist darüber hinaus aber auch eine persönliche Haltung, ein Menschenbild, das den desorientierten Menschen in seiner Verwirrtheit respektiert und wertschätzt.

Die drei Grundsätze von Naomi Feil lauten:

• Diese alten verwirrten Menschen sind oft vom Leben selbst verwirrt worden (z.B. durch Krieg und andere traumatische Erlebnisse)

• Wer diese Menschen verstehen will, muss in ihre Schuhe steigen und in ihren Schuhen ein Stück durch ihr Leben gehen

• Wer in den Schuhen eines verwirrten Menschen durch dessen Leben geht, wird mit dessen Augen dessen Welt sehen.

Verständnis durch Einfühlen und Wertschätzung, das ist der Weg zu altersverwirrten  Menschen. Sehr praxisnah beschreibt Naomi Feil die vier Stadien der Demenz und die dazu gehörigen Möglichkeiten der Kontaktaufnahme, der individuellen Anwendung von Validation.

Auch wenn dieses Buch (seit 1992 inzwischen in der 8. Auflage erschienen), zunächst für Pflegeprofis geschrieben wurde, empfiehlt sich seine Lektüre durchaus auch für Laien. Dass ihm hier und da Wissen fehlt und er mit den Übungen und Anregungen speziell im dritten Teil vielleicht wenig anfangen kann, soll nicht von der Lektüre abhalten. Denn: Die facettenreiche und praxisnahe Darstellung von Demenz, ihren vielfältigen Ursachen und weitreichenden Folgen, die Beschreibung der Demenz in ihren Stadien und die praktische Anwendung von Validation im Einzelfall geben einen sehr guten Einblick in die Krankheit selber und in das Leben mit Demenz. Das Buch schafft ein tiefes Verständnis für demenzkranke Menschen und macht Mut, auf sie zuzugehen.

Mit diesem Wissen ausgestattet, wird die praktische Anwendung von Validation durch Angehörige eine hoffnungsvolle Perspektive, wenn man selber gefordert ist, die Pflege eines demenzkranken Angehörigen zu übernehmen.