Kinder-Treff und Kinder-Mini-Musicals | aus Landau | 11-2007


Mit ihrem „Kinder-Treff“ hat die Katharinengemeinde der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) in Landau ein Angebot entwickelt, das Kinder über die Grenzen der Gemeinde hinaus erreicht. Regelmäßig bringen die Kinder des „Kinder-Treffs“ in der Katharinenkapelle musikalisch und szenisch „Kinder-Mini-Musicals“ zur Aufführung, wozu dann wiederum Gemeindeglieder wie Gäste eingeladen werden.  Im Folgenden beschreibt Pfarrer Jürgen Wienecke Voraussetzungen, Ansätze, Leitgedanken und Erfahrungen.
 


1. Wie alles begann...

Zunächst sprach mich eine Mutter aus der Gemeinde an, ob es nicht an der Zeit wäre, nach dem Wechsel im Pfarramt wieder einen Kindergottesdienst in der Gemeinde zu installieren.

Aber angesichts 1. der sowieso geringen Zahl der Kinder in der Gemeinde, 2. der Entfernungen in der Gemeinde, die ein regelmäßiges Teilnehmen von möglichst vielen kaum erwarten ließ und 3. der inneren Entfernung eines Großteils der Familien mit Kindern von der Gemeinde nahmen wir davon Abstand.

Stattdessen führten wir einen „Kinder-Treff“ ein, der einmal pro Monat an einem Wochentag im Pfarrhauskeller stattfinden sollte. Wir – ein Team aus zwei bis drei Frauen/Müttern mit ihrem Pfarrer – wollten biblische Geschichte bekannt machen, miteinander singen, spielen und basteln. Was wir auch eine Zeit lang mit (zahlenmäßig mäßigem) Erfolg taten.  Als es dann Herbst wurde, überlegten wir, ob wir nicht zu Heiligabend ein Krippenspiel vorbereiten könnten. Wir suchten dazu ein Kinder-Musical aus, kauften Teilnehmer-Hefte und CDs.

Schon seit einiger Zeit waren einige Kinder aus der Nachbarschaft des Pfarrhauses dabei, da wir mit kleinen Plakaten in den Gemeinderaum-Fenstern auf den Kinder-Treff aufmerksam gemacht hatten. Die fragten wiederum Freunde, ob sie nicht beim Weihnachtsmusical mitmachen wollten. Außerdem veröffentlichte die örtliche Zeitung einen kleinen Artikel mit der Einladung zum „Kinder-Treff“-Projekt. Und so kam es, dass wir schließlich etwa 12 Kinder zusammenhatten, von denen die Mehrheit nicht aus der Gemeinde stammt.

Das war vor etwa drei Jahren, und im Grunde ist das bis heute so geblieben. (Inzwischen ist eine Familie in der Nachbarschaft aufgrund der Kontakte über den Kinderchor in unsere Gemeinde eingetreten!)

Das Musical war ein Riesenerfolg. Die Kirche war an Heiligabend so voll, dass nicht alle Platz fanden.

Da die Kinder gerne weitermachen wollten – das Projekt war ursprünglich nur für den Zeitraum bis Weihnachten ausgeschrieben – fingen wir im Neuen Jahr an, eine biblische Geschichte als Musical vorzubereiten, die wir dann im Frühsommer aufführen konnten. Nach den Sommerferien fing dann wieder die Vorbereitung auf Heiligabend an. In diesem Jahr haben wir zwei (!) Kinder-Musicals geschafft und sind nun dabei, relativ kurzfristig ein Weihnachtsmusical einzuüben.


2. Wie wir das machen...

A. Werbung

1. Durch Plakate in den Gemeinderaum-Fenstern informieren wir die Kinder in der Nachbarschaft.

2. Wir bitten die Kinder, ihre Freunde zum nächsten Projekt einzuladen. (Handzettel)

3. In der täglich geöffneten Kirche mitten in der Stadt hängen Plakate und liegen Handzettel aus zum Mitnehmen.

4. In der Tageszeitung bzw. den Werbezeitungen sowie im Gemeindebrief wird das nächste Projekt bekannt gemacht.

B. Vorbereitung

1. Die Kinder erhalten alle ein Textheft und die dazugehörige CD zum Kennenlernen und Üben des Musicals.

2. Alle 14 Tage kommen wir zusammen, um miteinander zu singen und die Rollen zu üben. Die Musik wird durch Gitarre begleitet. Falls kein Musiker da ist, kann gemeinsam mit der CD geübt werden. Man braucht dazu nur ein CD-Radio oder so.

3. Ein Gemeindeglied, das Keyboard spielen bzw. Sound und Rhythmen in sein Keyboard vorprogrammieren kann, begleitet die Gruppe. Manchmal hat dafür nur die Generalprobe zur Verfügung gestanden. Aber das hat immer gereicht.

4. Da wir in der Kirche mit einer Übertragungsanlage arbeiten, muss auch der Umgang mit den Mikrofonen geübt werden.

5. Notwendige Kulissen müssen vorbereitet werden. Wir haben uns immer auf das Nötigste beschränkt.
 

C. Die Aufführung

1. Wir nehmen die übliche Gottesdienst-Zeit und feiern dann einen Gottesdienst mit Kinder-Musical.

2. Da diese meistens zwischen 35 - 45 Minuten dauern, braucht es neben der Begrüßung und kurzen Einführung am Anfang nach dem Musical nur eine kurze Predigt zur Vertiefung des wichtigsten Gedankens. Dann Gebet, Vaterunser und Segen. Am Schluss noch einmal ein bis zwei Lieder aus dem Musical, die den Kindern bzw. der Gemeinde am besten gefallen haben.

3. Wenn möglich haben wir im Anschluss an den Kinder-Musical-Gottesdienst einen „Kirchenkaffee“, damit sich unsere zahlreichen Gäste unter die Gemeindeglieder mischen können.

Natürlich versuchen wir die Stücke so gut aufzuführen, wie wir es eben können. Aber perfekt braucht es nicht zu sein. Und wenn die Kinder mal „falsch“ singen, was nicht selten vorkommt, da nicht alle musikalisch sind oder aus Aufregung einen Solo-Vers virtuos auf zwei Tönen vortragen, dann hat sich bisher noch nie jemand beschwert darüber. Denn 1.: Wer von den Erwachsenen hätte den Mut, sich da vorne hinzustellen und zu singen und zu spielen? 2. Die Eltern und Großeltern sind sowieso stolz auf ihre Kinder, dass falsche Töne oder vergessener Text keine so große Rolle spielen. Und 3.: Die Gemeinde freut sich, dass so viele begeisterte Gäste da sind, dass niemand die Stimmung durch überflüssiges Meckern stören möchte. (Was hier in der Diaspora wohl sowieso keiner tun würde!)

Und was tun, wenn der Pfarrer und/oder die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weder ein Instrument spielen noch singen können und zudem Probleme haben, musikalische Stücke einzuüben? Eigentlich kein Problem: Die CDs helfen, die Stücke musikalisch einzuüben. Manchmal gibt es zusätzlich auch Playbacks.

Hauptsache man findet jemanden, der bei der Aufführung ein Klavier oder ein Keyboard spielen bzw. bedienen kann. Am Besten mal bei den älteren Schülern nachfragen oder in der nächsten Musikschule. Man kann also mit wenigen Mitteln zu schönen Aufführungen kommen. Und – was für mich als bequemer Mensch nicht unerheblich ist: Ich als Pfarrer bzw. wir als Mitarbeiterteam brauchen uns nicht vor jeder „Kinder-Treff“-Stunde überlegen, wie wir die Zeit gestalten: Wir kommen zusammen, üben ca. 45 Minuten Lieder und Texte und „Choreografie“, dann gibt es eine Keks-Saft-Tobe-Pause und dann braucht man nur noch eine halbe Stunde zu gestalten mit Liedern, Geschichten, Malen, Basteln und dergleichen. Meistens ist die Zeit aber dazu schon viel zu kurz.

Und wen bzw. was braucht man/Pfarrer?

1. Mut zur Lücke.

2. Einen Menschen – am besten eine Mutter, die ein Herz für Kinder hat. Sie muss nicht musikalisch sein, aber ansagen können, „wo es lang geht“.

3. Für die Aufführung können Konfis / Jugendkreis / Erwachsene zur Mitarbeit gebeten werden.

Erfahrungsgemäß wollen Kinder, die selbst einige Zeit mitgesungen haben und sich irgendwann (z.B. wenn die Pubertät heftig einsetzt) für den Kinderchor für zu alt halten, als Betreuerinnen und Betreuer weiterhin mitmachen.

Also, was hindert’s?

Ein Angebot christlicher Kinder-Musicals gibt es unter http://www.gerth.de , dort: „Musik & Noten“, dann: „Kinder-Musicals".