Reformationstag oder Halloween!? | Hamburg | 01-2013

Seit einigen Jahren hat auch in Deutschland „Halloween“ Einzug gehalten. Damit greift ein Brauchtum um sich, das durchaus äußerst problematische Hintergründe hat – und noch dazu den Charakter des 31. Oktober als Reformationsfest (weiter) in den Hintergrund stellt. Es gibt sicher unterschiedliche Zugangsweisen zum Umgang mit dem Halloween-Phänomen in unserer Gegenwart“(1), eine markiert Ekkehard Matthias, Kirchenvorsteher der Zionsgemeinde Hamburg der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK).
 

Zu Halloween (2012) ist meine Frau über eine bemerkenswerte Aktion „gestolpert“.

Zwei Mädchen gingen an Halloween – wie viele andere Kinder auch – herum und klingelten an den Haustüren. Sie waren weiß gekleidet und sagten ein Gedicht auf, in dem auffälligerweise der Name „Jesus“ mehrfach vorkam. Auch diese Mädchen sammelten Süßigkeiten. Aber: Sie gaben meiner Frau im Gegenzug einen Zettel, den ich nun abgeschrieben habe und zur Verfügung stelle.

Wir haben noch nicht herausbekommen, wer der Urheber ist. Ich weiß also nicht ob irgendwelche Urheberrechte verletzt werden, wenn man dieses Blatt weiter nutzt. Gleichwohl finde ich die Idee, Halloween etwas entgegenzusetzen, gut. Im Vorstand der Hamburger Zionsgemeinde haben wir diese Aktion besprochen und angeregt, dies im Konfirmandenunterricht bzw. im Kindergottesdienst kurz vor dem 31. Oktober zum Thema zu machen. Ich könnte mir vorstellen, dass auch in anderen Gemeinden so etwas aufgegriffen würde.


Im Folgenden bringen wir mit dem genannten Vorbehalt den Beispieltext zur Kenntnis. Er kann ggf. auch als Anregung für eine neu formulierte Vorlage dienen.

Reformationstag oder Halloween!?
„Ich bin das Licht für die Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht mehr in der Dunkelheit umherirren, sondern folgt dem Licht, das ihn zum Leben führt!“
Die Bibel: Johannesevangelium, Kapitel 8, Vers 12
(Quellen: Marburger Medien, Lexika)

LutherWas ist denn der Reformationstag und wann findet er statt?
Der 31. Oktober ist der Reformationstag!
Und er ist der Geburtstag der Evangelischen Kirche.

Geburtstag? Wie wird denn eine Kirche geboren?
Am Anfang stand ein junger Mönch. Er ärgerte sich über seine Kirche und schlug deswegen am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen an die Tür der Wittenberger Schlosskirche. Fast 500 Jahre ist das her.

Seit wann feiern wir in Deutschland Halloween?
Seit etwa zehn Jahren verbreitet es sich in Deutschland. Die Scherzartikelhersteller haben in „Halloween“ einen neuen Verkaufsschlager entdeckt.

Wo und wie ist Halloween entstanden?
Im 2. Jahrhundert vor Christus versuchten sich irische Kelten, ihrem Glauben nach, vor den umherirrenden Seelen Verstorbener zu schützen. Dazu brachten sie dem Totengott ein Menschenopfer. Diese Opfer waren meist Kinder (wegen der Unschuld und Reinheit), die die Druiden von der verängstigten Bevölkerung forderten und die dann, in Weidenkörbe eingesperrt, lebendig verbrannt wurden. Vor die Häuser derer, die das Opfer bringen mussten, wurde eine ausgehöhlte erleuchtete Steckrübe (später ein Kürbis) gestellt. Nachdem das Kind ausgeliefert war, blieb die Rübe zum Schutz des Hauses zurück. Verweigerte die Familie das Kind, beschmierten die keltischen Priester die Tür mit Blut. Dies war ein Todesurteil für alle dort Wohnenden.

HalloweenIrische Auswanderer brachten den Halloweenbrauch mit nach Amerika, wo er noch heute am 31. Oktober gefeiert wird. Kinder ziehen dabei, wie einst die Druiden, von Haus zu Haus und fordern ein Opfer („treat“). Gehen sie leer aus, spielen sie dem Hausbesitzer einen Streich („trick“). Dabei ahnen sie nicht, dass das ursprüngliche „trickortreat“ Verderben und Tod über die Familie brachte.

Peter Hahne, TV-Moderator: „Ich bin keine Spielverderber. Aber der dunkle Hintergrund der lichten Kürbisköpfe ist viel zu ernst, als dass ich darüber lachen könnte. Halloween ist nicht nur eine Mode unserer Event-Gesellschaft, nicht nur Geschäftemacherei zwischen Sommerangeboten und Weihnachtsware. Weil ich ein Freund von Spaß und Lebensfreude bin, halte ich nichts von der Lust am okkulten Gruseln. Wir sollten lieber das Lob Gottes feiern, als alte Geister auszugraben!“

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1)

In diesem Zusammenhang dokumentiert das Amt für Gemeindedienst Ausführungen von SELK-Bischof Hans-Jörg Voigt. Für die Internetpräsentation der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirche (ACK) in Deutschland hat er zum Reformationsfest (31. Oktober) 2012 ein Interview gegeben. Darin heißt es:

ACK: Wie gelingt es nach Ihrer Meinung, über die Frohe Botschaft und den christlichen Glauben (nicht nur) am Reformationstag ins Gespräch zu kommen gegenüber dem „Erschrecken von Halloween“?

Voigt: Ich glaube, dass es nicht sehr aussichtsreich ist, Kindern in der dunklen Jahreszeit einen unreflektierten Klamauk ausreden zu wollen. Damit will ich die heidnischen Hintergründe von Halloween nicht verharmlosen. Aber es ist womöglich erfolgversprechender, das Allerheiligenfest am 1. November neu in die Erinnerung von Schulklassen und Konfirmandengruppen zu rufen. Halloween ist ja bekanntlich der „Allerheiligen-Abend“. Luther hat die 95 Thesen am Vorabend dieses Festes veröffentlicht. Und im Sinne der Augsburger Konfession Artikel 21 können wir auch an eine Persönlichkeit wie Luther erinnern. Vielleicht gelingt es auf diese Weise, Halloween ein wenig zu christianisieren.

In Artikel 21 der Augsburger Konfession heißt es: „Vom Heiligendienst wird von den Unseren so gelehrt, dass man der Heiligen gedenken soll, damit wir unseren Glauben stärken, wenn wir sehen, wie ihnen Gnade widerfahren und auch wie ihnen durch den Glauben geholfen worden ist; außerdem soll man sich an ihren guten Werken ein Beispiel nehmen, ein jeder in seinem Beruf.“

Was wir seit einigen Jahren mit Halloween erleben, zeigt, dass die christlichen Kirchen im Lande ihre kulturprägende Kraft verloren haben. Halloween wird gefeiert, ob Christen das gut finden oder nicht. Dramatisieren würde ich dies auf keinen Fall. Da haben wir ganz andere Baustellen.


Das ganze Interview findet sich hier:
http://www.oekumene-ack.de

© Fotos: Dieter Schütz + ajking - pixelio.de